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Laird Hasenbär in Schottland - Tag 9 Teil 1
Lairds and Ladies!
Das war es wohl mit unserer Schönwetter-Glückssträhne...

Als wir heute Morgen aufwachten, war es bei weitem nicht mehr so schön, wie in den vergangenen Tagen. Statt dessen ist der Ben Nevis wolkenverhangen. Es sieht verdächtig nach Regen aus.

Wir gehen erst einmal zum Frühstücksbuffet und checken anschließend aus. Mit uns im Hotel wohnt eine Gruppe Motorradfahrer, die aus dem Rheinland und westlichen Ruhrgebiet kommen.

Da wir von jetzt an, ausschließlich als Selbstversorger unterwegs sind, gehen wir noch schnell in den örtlichen ALDI und kaufen alles notwendige für die nächsten Tage ein. Anschließend machen wir uns auf den Weg zur Isle of Skye.

Kurz nach Spean Bridge, wo die Straße A82 Richtung Isle of Skye den Berg hinauf führt, steht ein Podest mit drei grimmigen Gestalten darauf. Das Commando Memorial überblickt eine weite Ebene an deren Ende der majestätische Ben Nevis thront.

Den sieht man allerdings jetzt nicht besonders gut, da das Wetter sich extrem verschlechtert hat. Dazu zieht ein scharfer Wind auf.

Drei Bronze-Soldaten stehen hier auf einem Steinsockel, das Gewehr geschultert in Uniformen aus dem Zweiten Weltkrieg. Die drei stehen hier stellvertretend für über Tausend Männer, die im nahen Achnacarry Castle ausgebildet wurden.

Wobei „nah“ relativ ist: Die Rekruten kamen in Spean Bridge mit dem Zug an. Dann mussten sie die zehn Kilometer bis zur Castle zu Fuß zurücklegen. Von dort aus startete ihr Training, das mit scharfer Munition in der Umgebung rund um die Achnacarry Castle ausgeführt wurde, in der Region von Lochaber. Das Commando Memorial blickt über einen Teil dieser Gegend.

Wer das Training überstand, begab sich bald in noch größere Gefahr. In Norwegen oder in Frankreich hinter den feindlichen Linien der deutschen Besatzer sprengten sie Nachschublager, spähten Landstriche aus und erbeuteten gegnerische Technik wie zum Beispiel das deutsche Radargerät „Würzburg“. Rund 1.700 Männer ließen trotz der Ausbildung ihr Leben.
Um ihren Einsatz zu ehren, enthüllte die Mutter von Queen Elizabeth das Commando Memorial im Jahr 1952.

Am Sockel steht „United we conquer“ – „gemeinsam bezwingen wir“, darunter ist in eine Plakette angebracht, die die Inschrift trägt: „In memory of the officers and men of the commandos who died in the Second World War 1939-1945. This country was their training ground.“ – „In Gedenken an die Offiziere und Männer der Kommando-Einheiten, die im zweiten Weltkrieg 1939-1945 starben. Dieses Land war ihr Trainingsgebiet.“
Der Künstler Scott Sutherland, dessen Entwurf 1949 die Ausschreibung gewann, stammt aus dem Ort Wick in Caithness in den Nordhighlands. Er kämpfte selbst im Zweiten Weltkrieg. Nach seinem Entwurf entstand die Bronzestatue, die über fünf Meter hoch ist.

Etwas unterhalb der Statue liegt der „Garten der Erinnerung“, in dem sich auch heute noch ehemalige Mitglieder der Kommando-Einheiten in Urnen bestatten lassen.

Das Commando Memorial selbst wäre eigentlich nur ein weiteres Kriegerdenkmal. Was es so besonders macht, ist sein Standort mit Blick zum Ben Nevis.

Wir fahren weiter und biegen zum Invergarry Castle ab. Nach einer kurzen Fahrt durch ein Waldgebiet werden wir fündig. Das Wetter wird noch schlechter ...

Das Invergarry Castle war der Sitz der Chiefs of the MacDonells of Glengarry, einem mächtigen Zweig des Clans Donald, bekannt als Clan Ranald of Knoydart and Glengarry.

Seine Lage auf Creagan an Fhithich – dem Felsen des Raben – mit Blick auf Loch Oich im Great Glen, war in den Tagen der Clanfehden und jakobitischen Aufstände von strategischer Bedeutung.

Es ist nicht sicher, wann das erste Bauwerk auf Creagan an Fhithich errichtet wurde, aber es gab mindestens zwei Bauten vor der heutigen Burg.

Die gegenwärtige Struktur wurde auf dem "L"-Plan entworfen, mit einem runden Turm im Nordostwinkel. Das Hauptgebäude erhob sich auf fünf und der Winkelturm auf sechs Stockwerke. Die Halle im ersten Stock maß 44 mal 20 Fuß.

Prinz Charles Edward Stuart – „Bonnie Prince Charlie“ – besuchte das Schloss 1745, kurz nach Setzung der königlichen Standarte in Glenfinnan. Er soll sich später dort, auf seiner Flucht nach seiner Niederlage bei Culloden im Jahr 1746, ausgeruht haben.

Die Rotröcke von „Schlächter“ Cumberland brannte es 1750, nach der Schlacht von Culloden, nieder. Die dicken Mauern gaben jedoch nicht nach und haben die Jahrhunderte überstanden.

Wir biegen ab auf die A 87. Diese führt durch ein geschichtsträchtiges Hochtal: das Glen Shield. Hohe Berge geben dem Tal eine beklemmende Enge - höchster Gipfel ist der Sgùrr Fhuaran mit 1.068 Metern - die Verbindungs-Straße zum Eilean Donan Castle und der Brücke zur Isle of Skye.

Glen Shiel fühlt sich einsam an und meilenweit entfernt vom Rest Europas. Und doch war es nah genug, um Spielball der europäischen Mächte des 18. Jahrhunderts zu werden. Denn im Glen Shiel fand 1719 eine Schlacht statt, an die heute noch Gedenktafeln am Rande des Weges erinnern.

1719 befand sich Europa wieder einmal im Krieg. Auf der einen Seite die Spanier, immer noch eine Weltmacht. Auf der anderen Seite ein Bündnis aus vier Staaten: Frankreich, Österreich, Niederlande und Großbritannien.

Es ging um die Vorherrschaft im Mittelmeer und – noch wichtiger – den Anspruch der Spanier auf die französische Krone. Würde Spanien auch Frankreich regieren, wäre seine Stärke in Europa unangefochten.

Um wieder einen Stuart auf dem schottischen Thron zu installieren schickte der spanische König 300 Soldaten zusammen mit Jakobiter-Anführern George Keith und William Mackenzie. Die nahmen zunächst die Isle of Lewis ein, ehe sie weiterzogen. Zu den Spaniern kamen Clansmänner der Mackenzies, MacKinnons und MacGregors hinzu.

Die Truppe marschierte Richtung Inverness ins Glen Shiel hinein. Weit kamen sie nicht, ehe sie sich in Stellung brachten. Sie hatten sich rechts und links an den Bergflanken verschanzt, um die Regierungstruppen zu erwarten.

Die Schlacht im Glen Shiel war schnell entschieden. Kanonenfeuer und Übermacht der Regierungstruppen zerstreuten die Jakobiter rasch in alle Winde. Die Anführer entkamen immerhin. Unter ihnen auch Lord George Murray, der 26 Jahre später den großen Aufstand mit anführen sollte.

Ein Berggipfel heißt übrigens Sgùrr nan Spainteach, Gipfel der Spanier.

Noch einmal, einige Jahre später, kam ein Jakobit hierher: Charles Edward Stuart ( Bonnie Prince Charlie) erreichte auf seiner Flucht durch die Highlands das Glen Shiel, nur um dort die entmutigende Nachricht zu erhalten, dass sein Fluchtschiff abgesegelt war.

Im Tal verlaufen neben der A87 auch noch Überreste der alten Militärstraße, die die Bernera Barracks nahe der Glenelg Ferry angebunden haben. Sie sollten nach Culloden (1746) die Highlander endgültig zähmen.

Ein kurzes Stück westlich der Gedenktafel liegt die Brücke Drochaid Beul-ath Cheapain, eine Steinbrücke aus dem Jahr 1815.

An der Stelle, wo der Fluss Shiel den Eas-nan-Arm-Wasserfall in Glen Shiel hinunterstürzt, kreuzt die alte Militärstraße den Fluss.

Telford's Bridge wurde 1815 als Teil seiner Straße von Invermoriston nach Westen nach Lochalsh gebaut. Es ist unklar, ob die alte Militärstraße, deren Route er durch Glen Shiel folgte, eine Brücke oder eine Furt benutzt hatte, um den Fluss zu überqueren, aber da Telford eine Straße baute, die für Pferd und Kutsche geeignet war, war eine Brücke jetzt unerlässlich.

Die Brücke selbst ist ein einzelner, niedriger Steinbogen, der sich über den gewundenen Fluss erstreckt. Die östliche Zufahrt erfolgt entlang einer erhöhten Steinbank an der Seite der schmalen Schlucht, bevor sie sich auf die Brücke selbst biegt.

Schließlich wurde gegen Ende des 20. Jahrhunderts, als die A87 modernisiert wurde, eine neue Betonbrücke - die Eas-nan-Arm Bridge - über den Fluss etwas stromaufwärts gebaut.

Wir treffen unsere Motorradgruppe wieder. Die Herren sehen so aus, als ob sie mit der Gesamtsituation nicht sooo zufrieden wären. ...