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2 years ago

Südafrika 2022/23 - Tag 21 Teil 2

Herrschaften und Oukies!

Wir fahren von Lydenburg über die R 36 bis zum Robbers Pass.

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Letzter Stopp soll die Ortschaft Pilgrims Rest sein. Wir erhoffen uns durch unsere recht späte Ankunft, dass die ganzen Nepper, Schlepper und Touristenfänger, die dort lauern, so nicht mehr ganz so zahlreich unterwegs sind.

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Wir folgen der Straße R 533 über den sogenannten Robbers Pass bis zur Spitze des Passes (12 km von Pilgrim's entfernt). Diese Straße folgt im Prinzip der gleichen Route, auf der die Postkutschen und Transportwagen von und nach Pilgrim's Rest fuhren. Die Straße über den Robbers Pass bietet nicht nur atemberaubende Ausblicke, sondern ist auch geschichtsträchtig.  

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Insgesamt hat der Pass eine Länge von 20,6 km, die Gipfelhöhe liegt bei 1789 m über dem Meeresspiegel und führt in die Ausläufer der Berge. Die ersten 5 km folgen einer Reihe von Haarnadelkurven, die am besten langsam gefahren werden, insbesondere da auch große LKWs den Pass benutzen.

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Es gelten die üblichen Warnhinweise, darunter starker Bergnebel, starke Regenfälle, Holzfäller- und Bergbaulastwagen, Schlaglöcher und ungeduldige Fahrer, die die Verkehrsregeln missachten.

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Benannt wurde die Strecke nach den Überfällen, die an dieser prägnanten Stelle auf die Postkutschen verübt wurden. Die beiden spektakulärsten Ereignisse fanden einmal 1899 statt:

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Da überfielen zwei maskierte und bewaffnete Wegelagerer die Postkutsche und raubten Gold im Wert von 10.000 Pfund. Damals eine sagenhafte Summe. Die Täter entkamen unerkannt.

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Der zweite Raub (an genau derselben Stelle) geschah 1912, 13 Jahre später. Der Räuber, Tommy Dennison, muss ein Pechvogel gewesen sein, denn nicht nur sein Pferd wurde erkannt, er beglich mit dem erbeuteten Silber auch seine Schulden in der Stadt.

Tommy wurde festgenommen und zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt. Er kehrte als lokale Berühmtheit nach Pilgrim's Rest zurück, um die Highwayman's Garage zu eröffnen.

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Wer den Robbers Pass hinauffährt, soll auf der linken Seite der Straße Ausschau nach einem grünen Schild mit dem simplen Wort “Gedenkplaat” halten. 

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Von einem Parkplatz aus führt ein Weg zu einem Aussichtspunkt. Dort wurde an einem markanten Stein eine Plakette zu Ehren des berühmten Hundes “Jock of the Bushveld” eingelassen.

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Jock - ein Bullterrier - wurde in der Nähe des Pretorius-Kop-Camp im Krüger Nationalpark geboren. Er war der Schwächste in seinem Wurf. Ein Junge namens James Percy Fitzpatrick rettete ihn vor dem sicheren Tod, indem er ihn als Welpen adoptieren. Percy Fitzpatrick wurde Transportfahrer, der Vorräte für die Goldfelder bei Pilgrim's Rest und Barberton von Delagoa Bay (jetzt Maputo) in Lourenco Marques (jetzt Mosambik) karrte.

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Jock wuchs zu seinem treuen und gehorsamen Begleiter heran, wurde ein unerschrockener Kämpfer und mutiger Jäger. 1907 schrieb Fitzpatrick die gemeinsamen Abenteuer von Hund und Herrchen nieder. 

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Ein Stückchen weiter lohnt es sich nach einer Herde Wildpferde Ausschau zu halten. Diese Pferde stammen aus Zuchtgestüten in der Nähe von Dullstroom, wo Pferde für die Postkutschen gezüchtet wurden, die Pilgrim's Rest und Natal von Pretoria aus bedienten.

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Joubert’s Bridge

Auf dem Weg Pilgrim´s Rest fährt man am östlichen Ortsrand über die Joubert’s Bridge, welche im 1896 erbaut wurde. Diese Brücke führt über den Blyde River und besteht aus fünf Steinbögen.

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Pilgrim's Rest ist ein historisches Goldgräberstädtchen, das seinen Namen der ersten Gruppe Goldsuchern, die sich Pilgrims nannten, verdankte. 

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1873 streifte der Digger Allec Patterson - sein gesamtes Hab und Gut auf seiner Schubkarre mit sich führend - durch die dicht bewaldete, hügelige Landschaft. Am "Pilgrim's Creek" (Creek = Bach) wurde er schließlich fündig.

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Dicke Goldklumpen glänzten im klaren Wasser. "The pilgrim can rest!" (Der Pilger kann sich ausruhen!), rief er freudig. Der Gold Rush ließ nicht lange auf sich warten.

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Schnell ging die Nachricht von den Funden um die Welt und die Digger kamen aus Australien, Nordamerika, Europa und Russland nach Pilgrim's Rest.

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Die Goldfunde von Pilgrim's Rest erwiesen sich als die ergiebigsten alluvialen Goldvorkommen (Oberflächengold) im südlichen Afrika. Der kleine Ort wuchs explosionsartig und die Digger ließen sich auch entlang der Creek nieder. 

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Die Goldgräber bauten ihre ursprünglichen Hütten provisorisch aus Holz und Wellblech, da sie ja eigentlich nur für kurze Zeit gedacht waren. 

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Obwohl das Gold dann dennoch nahezu 100 Jahre (was ja keiner vorher wusste) ausgebeutet werden konnte, wurden die Häuser während des Betriebes der Mine ständig nur notdürftig instand gehalten. Dieser Tatsache verdanken wir aber auch, dass der Ort heuter ein lebendiges Stück Geschichte ist.  

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Zunächst gab es wie überall viele kleinere Claims (meist nur 50 Quadratmeter groß), die aber nach und nach von Unternehmen aufgekauft wurden. 1895 wurde die Transvaal Gold Mining Estate Ltd. gegründet, die nun den ganzen Ort übernommen hatte. Das Unternehmen arbeitete rentabel bis Mitte des 20ten Jahrhunderts. Erst 1971 waren die Vorkommen erschöpft, und der Betrieb wurde eingestellt.

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1972 wurde Pilgrim's Rest von der Regierung übernommen und zum nationalen Kulturdenkmal erklärt. Die alten Gebäude im Ort wurden sorgsam renoviert, wobei der ursprüngliche Wellblechhütten-Charakter erhalten blieb.  

Besucher können verschiedene Häuser besichtigen:

Dredzen & Company

Der alte Laden Drezden & Company General Store, früher ein Gemischtwarenladen, ist heute ebenfalls ein Museum, wie es ihn zur Zeit der Goldgräber gegeben hat  und es sieht hier noch aus wie vor 100 Jahren. Lebensmittel, Schubkarren, Schaufeln, Whisky, Haushaltswaren und weitere Waren, die die Goldgräber brauchten, waren hier zu bekommen. Viele dieser Handelswaren sind noch heute im Geschäft zu sehen. Es sieht aus als könnte man direkt einkaufen gehen.  

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Der Friedhof  

Auf dem alten, mystischen Friedhof liegen die Goldgräber, Händler und die späteren Bergwerksangestellten von Pilgrim's Rest. Der Friedhof liegt auf einem südlichem Hügel über Pilgrims Rest und ist äußerst interessant, da man von hier nicht nur einen imposanten Blick auf das Tal hat!

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Alle Gräber, von denen nur etwa die Hälfte einen Grabstein besitzt, liegen in Ost-West Richtung. Ein Grab ist aber in der Nord-Süd Richtung angelegt und auf dem Grabstein steht der Name Robber’s Grave.

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Es soll gerüchteweise ein Räuber gewesen sein, der ein Zelt stehlen wollte. Bei dieser Tat wurde er erwischt, sofort erschossen und deswegen wurde senkrecht zu den anderen Gräbern bestattet.

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Auf vielen Grabsteinen finden sich auch deutsche Familiennamen. Dies ist zwar ein Zeugnis von einem großen Einfluss der Deutschen in der Goldgräberstadt, aber noch viel mehr ein Zeichen für den Wohlstand der Deutschen Einwanderer.

Denn viele der deutschen Einwandere suchten nicht nach dem Gold in der Erde, sondern betrieben lieber Handel, kauften das Gold auf oder verliehen Kredite an die letztendlich armen Goldgräber.  

Goldaufbereitungsanlage

Das Transvaal Gold Mining Estate errichtete, etwas außerhalb des Ortes, eine Goldaufbereitungsanlage, die zu Demonstrationszwecken immer noch in Betrieb ist. Die Besucher können aber auch eine Goldmine, eine Schmiede und eine Zimmerei auf dem Gelände besichtigen. Tickets gibt es bei der Touristeninformation im Ort.

Miner's House

Das Miner's House ist das typische Haus eines Goldgräbers, die hier in der Zeit des Goldrausche zu hunderten gestanden haben müssen. Die Inneneinrichtung ist sehr spartanisch und selbst für die damalige Zeit primitiv.

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Old Print House

Das Gebäude waren früher das Büro der Pilgrim’s Rest News und der Sabie News, der örtlichen Zeitungen. Zu einer wo es noch kein Radio und keinen Fernseher gab, war die Zeitung die einzige Verbindung zur Außenwelt.

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Die Druckauflagen waren beachtlich und dies zeigt, dass die Digger die Zeitung gern gelesen haben. Neben den historischen Druckmaschinen sind auch die Titelseiten einiger Zeitungen besonders interessant.

Pilgrim's & Sabie News  

Das alte Zeitungsgebäude der "Pilgrim's & Sabie News" ist aus dem Ende des 19. Jahrhunderts. Im Januar 1874 erschien hier die erste Zeitung, die treffender Weise "Gold News" hieß. Ab 1910 wurde daraus dann die „Pilgrim's and Sabie News". Heute befindet sich in dem Gebäude ein Museum der Zeitung  

Royal Hotel

Das größte Gebäude der Stadt ist das Royal Hotel. Hierbei handelt es sich nicht etwa um ein Museum, sondern um ein reguläres Hotel mit 42 Zimmern - wenn auch etwas angestaubt.  

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Den linken Teil des Gebäudes soll eine ehemalige Kirche sein, die der Eigentümer auf Ochsenkarren aus Maputo mitgebracht haben will.

Wichtiger Hinweis:

Im Ort lauern selbsternannte “Dienstleister”, die als Parkeinweiser, Autoaufpasser, Auskunftserteiler, Affenverscheucher und Autowäscher versuchen mit Phantasiepreisen die Touristen abzuzocken.

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Als wir gerade in den Ort einfuhren wollte man uns schon einen Parkplatz zuweisen. Wir fuhren erst einmal eine Runde durch beide Ortsteile und stellten dann das Auto an einer Stelle ab, die wir einigermaßen gut im Auge hatten.

Der Carguide kam gleich auf uns zu und ich sah sofort den alten Dreckslappen in seiner Hand. Als wir ausstiegen ließ ich ihn gar nicht erst zu Wort kommen, sondern zischte ihn sofort mit einem “Don´t you even dare to wash or touch our car” an.

Er wollte dann für nur 20 Rand dafür sorgen, dass niemand unser Auto wäscht und darauf aufpassen. Nee, ist klar, wenn Du selber der Autowäscher bist ...

Auf dieses günstige Angebot ließen wir uns aber auch nicht ein. Das unfreiwillige “Autowaschen” kostet übrigens nur unverschämte 80 Rand - ein Schnäppchen!

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Als wir später beim Royal Hotel auf der Terrasse saßen und die Straße beobachteten, konnten wir sehen, dass die “Dienstleister” bandenmäßig organisiert sind. 

Jeder der Jungs hat seinen Bereich und dann und wann fährt ein dicker Luxusschlitten vor und kassiert die Einnahmen ab.

Das Gleiche gilt übrigens auch für die Verkäuferinnen, die die Straße rauf und runter schlendern und dabei ihre Waren anpreisen.

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Am Nachmittag erreichten wir, ziemlich geschafft, wieder unser Chalet. Leider wollte das Wetter einfach nicht besser werden und so gab es wieder keinen Grillabend.

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Zum Glück haben wir einen prima Gasherd, der jedem Loadshedding trotzt.

Lekker Slaap!

Angie, Micha und der Hasenbär


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